Page 35 - Expotime10_11_2017
P. 35

Sonderteil zur EXPONATEC
                                                                                                              17


        Dennis Willkommen


        Mobile Applikationen für Museen:

        Vom Kostenfaktor zum wirklichen Mehrwert







                                                                                       Foto: Steffen Haferkorn
        Mobilen Applikationen, kurz Apps, kommt bei der fortschrei-  ten, auch in Bezug auf Interaktionen innerhalb einer Ausstellung
        tenden Digitalisierung auch für Museen besonders in der Ver-  eröffnen sich ganz neue Möglichkeiten. Hier sind beispielsweise
        mittlung von Inhalten und zur Unterhaltung von Besuchern eine   Augmented Reality, 360°-Ansichten zu nennen oder der sog. Ga-
        entscheidende Rolle zu. Doch einige gravierende Probleme ver-  mification: kleine Spiele animieren zur Nutzung, unterhalten den
        hinderten bisher einen breiten Einsatz:                Besucher, vermitteln aber gleichzeitig adäquat Wissen und Inhal-
                                                               te. Zudem befördern multimediale Inhalte die Vermittlung und
        1. Hohe initiale Kosten für die Erstellung der App.    Unterhaltung. Ob Video-, Ton- oder Bildmaterial, ob Texte, Doku-
        2. Kosten für den kontinuierlichen technischen wie auch inhaltli-  mente oder andere Formate, je nach Verfügbarkeit, Zielstellung
        chen Unterhalt über den Lebenszyklus der App.          und Möglichkeiten der Einrichtung können diverse multimediale
        3. Teilweise umständliche und langwierige Workflows, um Inhal-  Elemente zum Einsatz kommen.
        te und Funktionen auf dem neusten Stand der Technik zu halten
        bzw. zusätzliche Kosten für die Integration neuer Technologien.   Probleme in der Praxis
        Wir haben darüber nachgedacht und mit KULDIG einen neuen
        Lösungsansatz konzipiert.                              Soweit zur Theorie. Es stellt sich nun die Frage, weshalb, trotz
                                                               dieser  Potentiale  und  der  bereits  vorhandenen  technischen
        Potentiale mobiler Applikationen                       Möglichkeiten zur Umsetzung, mobile Applikationen eher zu-
                                                               rückhaltend zum Einsatz kommen, zumindest wenn man den
        Digitalisierung ist derzeit ein omnipräsentes Thema auf Tagungen   Einsatz in Relation zur Gesamtzahl der Museen und anderer Kul-
        und Kongressen, in Gesprächsrunden und Foren, aber auch im   tureinrichtungen in Deutschland setzt.
        Alltag von vielen Museumsmitarbeitern. Neben den Möglichkei-
        ten für interne Prozesse spielt die Digitalisierung in Bezug auf die   Natürlich spielen Vorbehalte gegenüber der neuen Technolo-
        Vermittlung von Inhalten und zur Unterhaltung von Besuchern   gie eine gewisse Rolle. Doch die meisten Verantwortlichen und
        eine ebenso wichtige Rolle. Gerade hier bieten mobile Applikatio-  Mitarbeiter haben verstanden, daß es beim Einsatz einer App
        nen einen vielversprechenden Ansatz. Nicht nur, daß die meisten   nicht  um  die  redundante  Wiedergabe  einer  Ausstellung  und
        Besucher das Interface zur Nutzung der Applikation, das Smart-  schon gar nicht eines Museums geht, also ein Fernbleiben der
        phone oder Tablet, mittlerweile selbst mitführen. Diese kleinen   Besucher  aufgrund  der  Existenz  einer  App  nicht  zu  erwarten
        Schweizer Taschenmesser der Moderne bieten einiges an tech-  ist. Vielmehr soll die App die physisch tatsächlich vorhandenen
        nischem Potential: Die verbauten Sensoren und Technologien er-  Objekte, Ausstellungen und Museen um zusätzliche Inhalte und
        möglichen neue Ansätze nicht nur bei der Vermittlung von Inhal-  Elemente erweitern, was wiederum ein Mehr an Wissen und ein
                                                               Mehr an Unterhaltung vermittelt.
                                                               Daß den Einrichtungen das nötige Grundlagenwissen zum sinn-
                                                               vollen Einsatz der mobilen Applikationen fehlt, gilt schon lange
                                                               nicht mehr. Zwar bedarf es hie und da noch der Vermittlung ad-
                                                               äquater  Grundlagen,  doch  befinden  sich  Museumsmitarbeiter
                                                               schon längst nicht mehr im gern zitierten elfenbeinernen Turm.
                                                               Sie kennen sehr wohl die Technologien und deren Möglichkeiten,
                                                               oft aus dem privaten Alltag, aber ebenso durch den Blick auf an-
                                                               dere Einrichtungen, die bereits in diesem Bereich tätig geworden
                                                               sind.  Die  Vernetzung  innerhalb  der  Einrichtungen  funktioniert
                                                               hier sehr gut, und auf Tagungen oder Kongressen werden Fallstu-
                                                               dien sowie Einsatzszenerien vorgestellt und diskutiert.

                                                               Der Grund für den zaghaften Einsatz muß also anderswo zu fin-
                                                               den sein. An dieser Stelle half uns unsere langjährige Tätigkeit
                                                               als Dienstleister für Web- und App-Entwicklung u.a. für Museen
                                                               und  andere  Kultureinrichtungen  weiter:  Die  individuelle  Ent-
                                                               wicklung  einer  Applikation,  die  einen  halbwegs  vernünftigen
                                                               Umfang an Funktionalitäten mit sich bringt und dadurch ihren
                                                               Mehrwert erhält, kostet viel Geld. Neben diesen initialen Kosten
        Durch mobile Applikationen können Besuchern weiterführende    muß die Applikation über den eigenen Lebenszyklus, also die
        multimediale Inhalte zur Verfügung gestellt werden.    Laufzeit der App, kontinuierlich gewartet und teilweise erneu-

                                                           35
                                           MUSEUM  AKTUELL 243 | 2017
                                        EXPOTIME!, issue October / November 2017
   30   31   32   33   34   35   36   37   38   39   40