Page 42 - Expotime10_11_2017
P. 42

Sonderteil zur EXPONATEC
        24


                              Kasra Seirafi

                              Apps und Besucherguides für Museen

                              Ein Leitfaden für den erfolgreichen Einsatz









        Besucherservice im Aufbruch                            zuletzt auch die Frage der Refinanzierung („Return-On-Invest-
                                                               ment“)
        Neun von zehn Museumsbesuchern haben inzwischen ein
        Smartphone in der Tasche. Neue Touchguides lösen in vielen   App versus Leihgerät
        Häusern den  alten  Audioguide ab.  Die rasante Entwicklung
        mobiler Technologien hat die globale Museumswelt erfaßt.   Bisher war die Anschaffung von physischen Besucherguides,
        Wie nun darauf reagieren? Es ist klar, Smartphone-Apps und   meist reine „Audioguides“, obligatorisch. Durch die immense
        Multimedia-Guides eröffnen bisher ungeahnte Möglichkeiten   Verbreitung von Smartphones hat sich nun die Möglichkeit er-
        für Besucherservice, Vermittlung und Kundenbindung. Multi-  geben, auf Leihgeräte ganz zu verzichten. Stattdessen können
        mediales Wissen, kontextsensitive Vermittlung, Integration so-  Museen Apps anbieten, die der Besucher auf seinem gewohn-
        zialer Medien oder mobiles Lernen im Museum sind nur einige   ten Smartphone verwendet. Die Vorteile liegen auf der Hand:
        der Umsetzungsmöglichkeiten. Kulturelle Institutionen sollten   keine Ausgabe- und Rückgabe-Logistik, keine Haftungsfragen,
        deshalb die Chancen dieser neuen Möglichkeiten für sich aus-  und  vor  allem  wesentlich  geringere  Anschaffungs-  und  Be-
        loten. Es geht schließlich um die Zukunft, um an die technische   triebskosten. Noch dazu bieten heutige Smartphones weitaus
        Entwicklung anzudocken und neue Zielgruppen anzusprechen.   mehr Funktionalität als die alten Audioguides. Es können multi-
        Aber die Anschaffung eines neuen Guiding-Systems ist heraus-  mediale Inhalte angeboten, interaktive Vermittlungsangebote
        fordernd. Einerseits gilt es, an die technologische Komplexität   für Kinder, Familien und Schulklassen entwickelt, soziale Me-
        und Aktualität anzuknüpfen, andererseits verlangt ein solches   dien integriert, oder die Barrierefreiheit auf eine neue Stufe
        Projekt einen ganzheitlichen Blick auf alle operativen Faktoren   gebracht werden. Trotz dieser offensichtlichen Vorteile sollte
        eines Museums. Es entsteht eine nicht zu unterschätzende Dy-  klar sein, daß der vollständige Verzicht auf auszugebende Gui-
        namik im Anschaffungs- und Umsetzungsprozeß. Dieser Bei-  des auch Nachteile mit sich bringt. Denn trotz großer Verbrei-
        trag versteht sich als Leitfaden für die wichtigsten Schritte in   tung von Smartphones und Tablets kann nicht angenommen
        Konzeption und Anschaffung eines modernen, App-basierten   werden, daß jeder ein kompatibles Gerät mit sich führt und es
        Besucherguides. Er zeigt Stolpersteine auf und behandelt nicht   auch verwenden möchte. Der höhere Altersdurchschnitt bei





































        Besucher-Apps ermöglichen das Gestalten eigener Ausstellungen im Landesmuseum Ferdinandeum, Tirol


                                                           42
                                           MUSEUM  AKTUELL 243 | 2017
                                        EXPOTIME!, issue October / November 2017
   37   38   39   40   41   42   43   44   45   46   47