Page 55 - Expotime10_11_2017
P. 55
Sonderteil zur EXPONATEC
37
um 1400 entstandenen Fassade der Brandenburger Katharinen-
kirche, die sich nach Zerstörungen und Abnahmen der letzten
Jahrhunderte noch erhalten haben und gehören jetzt natürlich
in die Schausammlung. 11
Presseschau nach der Präsentation der Tapisserie im Bayerischen
Nationalmuseum
gentlichen Restaurierungsarbeit noch umfangreiche Forschung
notwendig ist. „Für die Benutzung gesperrt!“ stand seit über 25
Jahren auf dem Aufbewahrungsschuber des kostbar illuminier-
ten spätmittelalterlichen Stundenbuchs der Maria von Geldern.
8 Eine Fundraisingkampagne in Gelderland in den Niederlan-
den, ein mehrjähriges Forschungsprojekt in der bewahrenden
9
Staatsbibliothek zu Berlin, mehrere Filme und Artikel sind ne-
ben der materiellen Wiedergewinnung und der neugewonnenen
Benutzbarkeit eines wichtigen Kulturguts aus dem Jahr 1415
der Ertrag des Projekts.
„Schmuddelecken“ der Depots
Schließlich kommt KUNST AUF LAGER oft auch in letzter
Minute, wenn Kunst- und Kulturgut eigentlich nach langer
Vernachlässigung fast schon aufgegeben wurde. Bei den Pla-
nungen für unsere Initiative KUNST AUF LAGER stand der
diskrete Austausch mit Restauratoren ganz am Anfang. Eine Rudolf Maison: Eselreiter, 1892. Gipsmodell, Historisches Mu-
der Schwierigkeiten bestand oftmals darin, überhaupt einen seum, Regensburg. Foto: Museen der Stadt Regensburg/Michael
offiziellen Blick in die „Schmuddelecken der Museumsdepots“ Preischl
zu bekommen. Eines der im Vorfeld vorgestellten Sorgenkinder
war der Nachlaß des Bildhauers Rudolf Maison im Depot
des Historischen Museums Regensburg. Eine Förderung der
Kulturstiftung der Länder erlaubte dann nach Start von KUNST
AUF LAGER die Konservierung und Restaurierung zahlreicher
aufwendig gefaßter Gipsarbeiten. Die Beschäftigung mit dem
wiederentdeckten und wiedergewonnenen Bestand führ-
te schließlich zu einer beachteten Ausstellung zu Maison
‒ der ersten zu diesem technisch brillanten Künstler der
Wilhelminischen Zeit. (Abb. rechts)
10
Ein letztes Beispiel: Die ersten, dem Restaurierungsantrag bei-
liegenden Fotos zeigten zwei Terrakottaskulpturen, eine hl.
Katharina und Amalberga, im Depot der Museen der Stadt Bran-
denburg, in Blasenfolie gehüllt, mit einer stark verschmutzten
Oberfläche und zahlreichen Rissen, abgelösten Schollen und
Absandungen. Die nun durchgeführte Konservierung war buch-
stäblich die letzte Chance für die beiden Figuren. Denn nach
ihrer Präsentation anläßlich der Ausstellung „Brandenburg und
Böhmen. Kunst und Macht um 1400“ im Haus der Brandenbur- Rudolf Maison in seinem Atelier in der Tizianstraße
gisch-Preußischen Geschichte in Potsdam müssen sie nicht mehr in München-Gern. Aufnahme um 1900 des Münchner Hoffotogra-
zurück in die Blasenfolie, wo sie ihrem langsamen Zerfall ent- fen Carl Teufel (1845-1912). Links hinten der bockende Esel.
gegendämmerten. Die Figuren sind die einzigen Skulpturen der Quelle: Wikimedia Commons
55
MUSEUM AKTUELL 243 | 2017
EXPOTIME!, issue October / November 2017