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Sonderteil zur EXPONATEC
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                                                               um 1400 entstandenen Fassade der Brandenburger Katharinen-
                                                               kirche, die sich nach Zerstörungen und Abnahmen der letzten
                                                               Jahrhunderte noch erhalten haben und gehören jetzt natürlich
                                                               in die Schausammlung.  11



















        Presseschau nach der Präsentation der Tapisserie im Bayerischen
        Nationalmuseum


        gentlichen Restaurierungsarbeit noch umfangreiche Forschung
        notwendig ist. „Für die Benutzung gesperrt!“ stand seit über 25
        Jahren auf dem Aufbewahrungsschuber des kostbar illuminier-
        ten spätmittelalterlichen Stundenbuchs der Maria von Geldern.
        8   Eine  Fundraisingkampagne  in  Gelderland  in  den  Niederlan-
        den,   ein mehrjähriges Forschungsprojekt in der bewahrenden
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        Staatsbibliothek zu Berlin, mehrere Filme und Artikel sind ne-
        ben der materiellen Wiedergewinnung und der neugewonnenen
        Benutzbarkeit  eines  wichtigen  Kulturguts  aus  dem  Jahr  1415
        der Ertrag des Projekts.

        „Schmuddelecken“ der Depots
        Schließlich  kommt  KUNST  AUF  LAGER  oft  auch  in  letzter
        Minute,  wenn  Kunst-  und  Kulturgut  eigentlich  nach  langer
        Vernachlässigung  fast  schon  aufgegeben  wurde.  Bei  den  Pla-
        nungen  für  unsere  Initiative  KUNST  AUF  LAGER  stand  der
        diskrete  Austausch  mit  Restauratoren  ganz  am  Anfang.  Eine   Rudolf Maison: Eselreiter, 1892. Gipsmodell, Historisches Mu-
        der  Schwierigkeiten  bestand  oftmals  darin,  überhaupt  einen   seum, Regensburg. Foto: Museen der Stadt Regensburg/Michael
        offiziellen Blick in die „Schmuddelecken der Museumsdepots“   Preischl
        zu bekommen. Eines der im Vorfeld vorgestellten Sorgenkinder
        war  der  Nachlaß  des  Bildhauers  Rudolf  Maison  im  Depot
        des  Historischen  Museums  Regensburg.  Eine  Förderung  der
        Kulturstiftung der Länder erlaubte dann nach Start von KUNST
        AUF  LAGER  die  Konservierung  und  Restaurierung  zahlreicher
        aufwendig gefaßter Gipsarbeiten. Die Beschäftigung mit dem
        wiederentdeckten  und  wiedergewonnenen  Bestand  führ-
        te  schließlich  zu  einer  beachteten  Ausstellung  zu  Maison
        ‒  der  ersten  zu  diesem  technisch  brillanten  Künstler  der
        Wilhelminischen Zeit.    (Abb. rechts)
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        Ein letztes Beispiel: Die ersten, dem Restaurierungsantrag bei-
        liegenden  Fotos  zeigten  zwei  Terrakottaskulpturen,  eine  hl.
        Katharina und Amalberga, im Depot der Museen der Stadt Bran-
        denburg, in Blasenfolie gehüllt, mit einer stark verschmutzten
        Oberfläche  und  zahlreichen  Rissen,  abgelösten  Schollen  und
        Absandungen. Die nun durchgeführte Konservierung war buch-
        stäblich die letzte Chance für die beiden Figuren. Denn nach
        ihrer Präsentation anläßlich der Ausstellung „Brandenburg und
        Böhmen. Kunst und Macht um 1400“ im Haus der Brandenbur-  Rudolf Maison in seinem Atelier in der Tizianstraße
        gisch-Preußischen Geschichte in Potsdam müssen sie nicht mehr   in München-Gern. Aufnahme um 1900 des Münchner Hoffotogra-
        zurück in die Blasenfolie, wo sie ihrem langsamen Zerfall ent-  fen Carl Teufel (1845-1912). Links hinten der bockende Esel.
        gegendämmerten. Die Figuren sind die einzigen Skulpturen der   Quelle: Wikimedia Commons

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                                           MUSEUM  AKTUELL 243 | 2017
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