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Sonderteil zur EXPONATEC
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Ein großer Teil der Bücher wurde vom Malik-Verlag herausge-
geben, der 1917 von den Brüdern John Heartfield und Wieland
Herzfelde gegründet wurde. Der Malik-Verlag publizierte revo-
lutionäre, antibürgerliche und kritische Autoren und Autorin-
nen wie Maxim Gorki, Ilja Ehrenburg, Franz Jung, Vera Figner
oder Upton Sinclair. John Heartfield war für die Gestaltung
der Schutzumschläge und Bucheinbände, sowie für die Typo-
grafie zuständig. Dabei arbeitete er auch mit seiner neu ent-
wickelten Technik der Fotomontage, die den Umschlägen der
Malik-Bücher eine ganz eigene, moderne Ästhetik verlieh. Kurt
Tucholsky lobte: „Wenn ich nicht Peter Panter wäre, möchte
ich Buchumschlag im Malik-Verlag sein.“
John Heartfield: Millionen stehen hinter mir, 1932. „Benütze
Foto als Waffe!“,1929. Originalmontagen auf Trägerkarton mit
Abstandshaltern und Stülpdeckelbox. Inv.Nr. JH 524; JH 430 Buch mit Buchumschlag gestaltet von John Heartfield für: Upton
Sinclair: Petroleum, Malik-Verlag, Berlin 1927. Inv.Nr. JH 2653
eine Belastung für die Objekte darstellen würde, verhindert.
Die montierten Objekte werden im Depot in Stülpdeckelboxen Bestandsbeschreibung Nachlaßbibliothek
gelagert, die mit Abstandshalten versehen sind. Dadurch kön-
nen mehrere Träger übereinander in einer Box liegen, ohne
daß die empfindlichen Oberflächen der Objekte berührt wer- Der Bestand umfaßt Bücher verschiedener Einbandtechniken:
den. Die Stülpdeckelboxen puffern Klimaschwankungen ab und Dazu zählen feste Einbände mit oder ohne Schutzumschlag aus
bieten Schutz vor Einwirkungen von Staub, Licht und mechani- Papier, Broschuren (vor allem Französische Broschuren) und
schen Einwirkungen. Hefte. Die Einbände der in industrieller Faden- oder Klammer-
heftung gebundenen Bücher wurden aus Gewebe, Pappe oder
Die Heartfield-Nachlaßbibliothek Papier hergestellt.
Neben den Fotomontagen gehört zum bildkünstlerischen Nach- Gut zwei Drittel des Buchbestandes weisen mechanische Be-
laß John Heartfields eine 464 Bände umfassende Nachlaßbi- schädigungen besonders an Einband und Umschlägen auf. Cha-
bliothek, die von Heartfield und seiner Frau Gertrud zusam- rakteristische Schäden sind Risse, Knicke, Fehlstellen, beriebe-
mengetragen und später durch Ankäufe der Kunstsammlung ne Oberflächen und Deformationen. Die Stehkanten und Ecken
ergänzt wurde. Diese Sonderbibliothek mit vielen bibliophilen der Deckel sind häufig bestoßen und eingerissen. (Abb. rechts)
Raritäten und Unika ist in ihrer Fülle und Vielfalt einmalig und Teilweise liegen Elemente lose bzw. fragmentarisch vor. Einige
bildet eindrucksvoll das Spektrum der Buchgestaltung Heart- Bücher weisen oberflächige Verschmutzungen, besonders im
fields ab. Schnitt auf. Bei einigen Schutzumschlägen ist bereits ein irre-
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MUSEUM AKTUELL 243 | 2017
EXPOTIME!, issue October / November 2017