Page 53 - Expotime10_11_2017
P. 53
Sonderteil zur EXPONATEC Sonderteil zur EXPONATEC
35
Alle bislang unbekannten Kunstwerke waren in „dramatisch „Große“ Restaurierungsaufgaben
schlechtem Zustand“, schreiben die Entdecker. Die noch
vorhandene originale Farbfassung löste sich in großen Schollen, Mit der schieren Größe des Reiterkampffreskos ist ‒ neben der
eine Madonnenfigur war in der Mitte durchgebrochen. KUNST vorhergehenden Unsichtbarkeit von Kunst aus dem Depot ‒
AUF LAGER hat die Restaurierung ermöglicht. Es folgte die schon ein weiterer Parameter von KUNST AUF LAGER erwähnt:
2
Publikation in den „Museumsblättern Brandenburg“ und im das häufige Aufschieben oder die Vernachlässigung von
3
Ausstellungskatalog „Karl IV. ‒ ein Kaiser in Brandenburg“ . umfangreichen oder großformatigen Restaurierungsaufgaben.
In den Pressekonferenzen zur Ausstellung und den Führungen Oft sind es dabei nicht nur die Mittel, die fehlen, sondern auch
war die „Sensation vom Dachboden“ ein interessantes The- eine geeignete Werkstatt für Großformate, ein vielköpfiges
ma, womit das eher unscheinbare Exponat zuweilen mehr Restauratorenteam oder schlicht die erforderliche Zeit, um
Aufmerksamkeit bekam als die als Leihgaben angereisten Gold- eine so umfangreiche Maßnahme anzugehen.
und Silberarbeiten.
Ein typisches Beispiel für die „übergroßen Restaurierungs-
Ähnlich unsichtbar war ein seit den 1920er Jahren im Depot aufgaben“ ist auch die Große Mainzer Jupitersäule, eine
in Coburg schlummerndes Wandgemälde. Die Rolle mit den Weihgabe der Bewohner der zum Mainzer Legionslager
abgenommenen Fragmenten war seit fast 100 Jahren nicht gehörenden Zivilsiedlung an Jupiter für das Wohl Kaiser Neros.
mehr geöffnet worden, und die Überraschung war groß, als Die ursprünglich über 9 m hohe Kalksteinsäule mit reichem
sich darin die frühgotische Darstellung eines Reiterkampfes mit Figurenschmuck wurde 1905, in ca. 2000 meist kleinteilige
einer Ausdehnung von ca. 6,5 x 3 m zeigte. Ein spektakulär Stücke zerschlagen, in der Mainzer Neustadt gefunden. Diese
frühes profanes Wandgemälde und eine hohe Qualität der Fragmente wurden 1905/06 in mühevoller Kleinarbeit und unter
Malerei kamen zum Vorschein, aber auch eine gewaltige Verwendung von Gips, Leim, Backsteinen und Metallhalterungen
Restaurierungsaufgabe mit erheblichen Kosten. Die Restaurierung wieder zu einer Säule zusammengesetzt. Die während des
durch KUNST AUF LAGER hatte ein gutes Medienecho. Die Zweiten Weltkriegs erneut beschädigte Säule wurde in der
4
wiedergewonnene Wandmalerei soll nun die Eingangshalle des Nachkriegszeit mehrfach in Ansätzen restauriert und ergänzt.
neueröffneten Deutschen Burgenmuseums in der Heldburg/
Thüringen schmücken.
CT-Untersuchung des Inschriftenblocks der Großen Mainzer Jupitersäule aus dem Landesmuseum Mainz bei der Firma Yxlon
in Hattingen. Links der Linearbeschleuniger von Siemens, Typ Silac 9MeV als Strahlenquelle. Foto: Fraunhofer-Institut, Fürth
53
MUSEUM AKTUELL 243 | 2017
EXPOTIME!, issue October / November 2017