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Sonderteil zur EXPONATEC
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                                                             Meike Herdes;  Anna Schultz

                                                             Das Heartfield-Projekt im
                                                             Archiv der Akademie der Künste






        Team Heartfield:  Meike Herdes, John Heartfield mit
        Polizeipräsident Zörgiebel, Anna Schultz und Volker
        Busch. Foto:  Myriam Hilmes

        Der Maler und Graphiker John Heartfield (1891-1968) gilt als   schriftlichen  Nachlaß  von  ca.  4  lfm  Umfang,  der  im  Archiv
        Begründer  der  politischen  Fotomontage  und  war  einer  der   der Akademie betreut wird. Der Bestand wird sowohl von der
        wichtigsten und innovativsten politisch-satirischen Künstler im   wissenschaftlichen Forschung als auch durch Leihanfragen na-
        Kampf  gegen  den  Nationalsozialismus.  Seine  revolutionären   tionaler und internationaler Museen außerordentlich intensiv
        Werke trafen ins Mark und fielen aufgrund ihrer tagespoliti-  genutzt.
        schen  Aktualität  in  der  Bevölkerung  auf  fruchtbaren  Boden.
        In seinen Fotomontagen, darunter „Der Sinn von Genf“ (Abb.   Neben den rund 270 Fotomontagen (plus zahlreichen Vor- und
        unten)  oder  „Millionen  stehen  hinter  mir“  (Abb.  unten),  die   Alternativentwürfen und in direktem Bezug stehenden Druk-
        den „Sinn des Hitlergrußes“ satirisch entlarvt, leistete Heart-  kerzeugnissen wie Negativen und Textfolien) umfaßt der bild-
        field oft unter Lebensgefahr einen aktiven, kreativen Beitrag   künstlerische Bestand Entwürfe für Buchumschläge, die den
        zum Widerstand. Heute gehören diese zwischen 1929 und 1938   1920er  Jahren  insbesondere  für  den  Malik-Verlag  oder  zwi-
        in der Arbeiter Illustrierte Zeitung (AIZ) in hoher Auflage ver-  schen 1938 und 1950 im englischen Exil entstanden. Heartfield
        breiteten Motive zu den Ikonen des Kampfes gegen den Fa-  schuf  außerdem  Plakate,  Bühnenbildprojektionen,  Kostüme
        schismus, zum kollektiven Bildgedächtnis und zu den größten   oder Theaterprogrammhefte. Hier gibt es noch viel zu entdek-
        Schätzen des Archivs der Akademie der Künste, Berlin.   ken: Der Großteil der Theaterarbeit, mit der Heartfield sich
                                                               nach seiner Rückkehr in die DDR in den 1950er Jahren bis zu
        Der  gesamte  Nachlaß  Heartfields  umfaßt  das  künstlerische   seinem Tod 1968 intensiv beschäftigte, ist bisher unpubliziert
        Werk mit ca. 6200 Objekten in der Kunstsammlung sowie den   und folglich weithin unbekannt.












































        John Heartfield: Der Sinn von Genf, 1932,  Originalmontage.   John Heartfield: Millionen stehen hinter mir, 1932, Originalmon-
        Inv.Nr. JH 421                                         tage. Inv.Nr.  JH 524


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